Heute gibt es ein lustig-kreislereskes und zugleich makaberes Gedicht von Martin Gehring:
Die Moritat vom Joschi seiner Frau.
Viel Spaß beim Lesen.
Der Joschi ist jetzt Dichter,
ham Sie’s schon gehört?
Dabei war er so fleißig.
Sein Weib ist ganz verstört.
Er hat schon mal geschrieben:
Zum Geburtstag a Gedicht.
Und dem Franz zur Rente,
a ganz nette Geschicht.
Aber sonst, da war er ehrlich
und voller Arbeitskraft.
Hat in der Autowerkstatt
bei Tag und Nacht geschafft.
Doch jetzt sitzt er zu Hause
und hackelt nimmermehr.
Möcht‘ große Epen dichten,
doch das Papier bleibt leer.
Man sah sein Weib des Nächtens,
wie’s im Ehebett sich wand,
weil langsam die Penunze
von Joschis Sparbuch schwand.
Ach, wär‘ er noch der Alte.
Der Joschi, den sie mag.
Vor Sorgen ward ihr Haupthaar
nun grauer jeden Tag.
Sie sah sich schon in Zukunft
bei der Laterne stehn,
denn weil ihr Mann nix arbeit‘,
müsst‘ anschaffen sie gehn.
Die Frau fasste des Morgens
beim Frühstück den Entschluss,
dass zur Rettung des Vermögens
der Joschi sterben muss.
Sie nahm die Schlaftabletten,
und hat sie fein zerstampft.
Der Joschi hat’s zur Jausen
im Kasbrot mitgemampft.
Der Dichter wurde müde,
es sank sein Haupt auf’s Brot.
Ein paar Minuten später,
da war der Joschi tot.
Das Weib, es ging ins Kuchl,
hat’s Hackbeil fest gepackt.
und damit den Kadaver
ganz fachgerecht zerhackt.
Dann hat sie den Handwagen
vom Nachbarn ausgeborgt
und Stück für Stück den Joschi
im Donaufluss entsorgt.
Der Joschi ist jetzt Dichter
A Postkart’n kam heut‘.
Man wohnt nun in Brasilien.
Und hätt‘ dort sehr viel Freud‘.
Er sei ein großer Künstler,
so kreativ und schlau.
Grüßt mir die alten Freunde.
Gezeichnet, Joschis Frau.